Wer in diesem noch jungen Jahr Steuergelder in Südtirol bei der Arbeit sehen wollte, mußte lediglich die Landtagsanfragen und deren Antworten des Abgeordneten Alessandro Urzì lesen. Der Langzeitpolitiker gründete die Partei „Alto Adige nel cuore“, die sich laut Südtiroler Landtag „durch eine starke Verwurzelung mit Südtirol“ auszeichnet.

Anfang dieser Woche geriet Urzì mal wieder in die Schlagzeilen. Die wichtigste Zeitung Südtirols, die Dolomiten, machte gar mit ihm auf. Genauer gesagt wegen seiner Aufregung über eine Torte. Was war geschehen?

Vergangenen November besuchte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker anläßlich des Jubiläums zum Pariser Vertrag Südtirol. Juncker war Hauptredner auf der Tagung „Autonomie und Föderalismus in Europa“, die mit einem Buffet abgeschlossen wurde.

Bestandteil davon war auch eine große Torte mit der Aufschrift „70 Jahre Pariser Vertrag“. Geht gar nicht, meint Urzì, weshalb er unter anderem kritisierte, warum die Aufschrift lediglich auf Deutsch gestanden hatte und warum die Empfangszeremonie den Schützen übertragen worden war.

Schützen sind für Urzì eine „paramilitärische Organisation“ die mit ihren „entschärften Wehrmacht-Gewehren“ jedes Jahr „Feierlichkeiten für Terroristen“ (gemeint sind die Südtiroler Freiheitskämpfer) veranstalteten.

Und Deutsch ist für den 51jährigen eine Kultur, die angeblich das Italienertum in Südtirol gefährdet, obwohl seine Partei ja mit dem Land so stark verwurzelt sei. Zur Erinnerung: Südtirol ist jene deutschsprachige Provinz, die vor nicht ganz 100 Jahren von Italien annektiert wurde und seither für ihr Recht auf ihre Tiroler Kultur kämpft.

Landeshauptmann Kompatscher (SVP) lies Urzì mit seiner Antwort dann recht dumm aussehen: „Die Torte wurde von der Hotelfachschule Kaiserhof zur Verfügung gestellt und von einigen Schülern deutscher Muttersprache zubereitet. Es ist uns nicht bekannt, daß bei der Dekoration von Torten die Zweisprachigkeitspflicht eingehalten werden muß.

Doch damit nicht genug. Denn Urzì, der seit 1998 Berufspolitiker ist, mokierte sich auch über das traditionelle Schnapserl, das die Schützen beim Empfang ausgeschenkt hatten. Dies sei pädagogisch wenig wertvoll, so Urzì. Kompatscher ging darauf gar nicht erst ein.

Einerseits könnte man sich nun aufregen, was zum Henker da für ein Politiker im Bozner Landtagsgebäude sitzt, der seine vom Steuerzahler finanzierte Zeit damit verwendet, sich über Tortenaufschriften zu ärgern.

Andererseits kann man aber auch sagen: Glücklich ein Land, das scheinbar keine anderen Probleme hat.

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Fotos (2): LPA/Oskar Verant