Vor einigen Tagen recherchierte ich in einem – vor einem Jahr hätte man noch gesagt: erschreckenden – Fall massenhafter sexueller Belästigungen auf einem Stadtfest. Asylsuchende sollen in Gruppen, bestehend aus zwei bis drei Mann, Mädchen verfolgt und belästigt haben. Damit nicht genug, sollen sie Budenbetreiber mit Wein- und Bierflaschen beworfen haben. Entsprechende Szenen beschrieben mir sowohl der Leiter des Sicherheitsdienstes auf dem Fest als auch der Veranstalter. (Ich verzichte auf Orts- und Zeitangaben der Opfer wegen und weil sie auch keine Rolle spielen. Fälle dieser Art trugen sich in den vergangenen Monaten leider zuhauf vor.)

Sexuelle Übergriffe auf Frauen durch Asylsuchende sind seit der Kölner Silvesternacht nichts Neues – klare Sache, dachte ich. Ein Anruf bei der Polizei sollte weitere Details liefern: Wegen was genau wird ermittelt? Gegen wie viele Personen? Waren es tatsächlich Asylbewerber? Wie viele Anzeigen gingen bei der Polizei ein? Die Antwort des Polizeisprechers überraschte mich dann doch: keine. Keine?

Keine Anzeigen

Erneutes Telefonat mit dem Sicherheitsleiter. Er bestätigte mir das, was der Beamte kurz zuvor beschrieben hatte. Niemand hatte Anzeige erstattet. Der Securitychef sprach zwar mit anwesenden Polizisten, er selbst habe jedoch keine Anzeige erstatten dürfen. Auch der Polizeisprecher unterstrich: nur die Opfer hätten dies tun können.

Als ich den Bericht einer Lokalzeitung über den geschilderten Vorfall gelesen hatte, war ich zunächst wütend. Ich konnte nicht verstehen, warum die Mädchen wie gelähmt waren und nichts weiter taten, als bei den Sicherheitsleuten um Hilfe zu beten. Einige der Mädchen waren den Angaben des Sicherheitschefs zufolge paralysiert, einige völlig aufgewühlt.

Diese Mädchen können…

Ich erinnerte mich zurück. Vor zehn, zwölf Jahren, selbst noch in der Pubertät und auf diversen Dorf- oder Stadtfesten in den umliegenden Orten unterwegs. Grapschende Gruppen von Asylbewerbern? So etwas hätte ich mir nicht einmal vorzustellen vermocht. Klar, auch mit 14 oder 15 Jahren weiß man um die Gefahren, die es in großen Städten fernab der Heimat gibt, aber doch nicht bei mir…

Ähnlich erging es laut den Beschreibungen von Veranstalter und Sicherheitsmann wohl auch den Mädchen. Die rechneten selbst nach den zahlreichen Medienberichten über sexuell übergriffige Einwanderer in jüngster Zeit nicht damit, in ihrem beschaulichen Kleinstädtchen einmal höchst persönlich mit solcherart Männern Bekanntschaft zu machen.

…am allerwenigsten dafür

Diese Mädchen können am allerwenigsten für das, was ihnen widerfahren ist. Selbst die nicht, die vor fast einem Jahr mit Teddybären an deutschen Bahnhöfen standen und mutmaßlichen Grapschern zuwinkten. Man tut ihnen Unrecht, wenn man sie heruntermacht oder ihnen gar vorwirft, es geschehe ihnen Recht. Diese Jugendlichen sind vielmehr Opfer einer nicht enden wollenden Abwärtsspirale aus Moralpolitik und Konsensdemokratie bundesdeutscher Fasson.

Und noch etwas: Die mutmaßlichen Täter, die sich mit dem Attribut Flüchtling schmücken, die wußten genau, was sie taten. Der Sicherheitschef berichtete, die meisten von den Asylsuchenden hätten Rucksäcke getragen. Das fiel nach dem islamistischen Terroranschlag von Ansbach nicht nur den Securityleuten sofort auf. Einige Festbesucher hätten sich deshalb immer wieder ängstlich bei ihnen gemeldet.

Rucksack auf und: Boom!

Ein bizarrer Vorfall trug sich dann zu, als ein Sicherheitsteam die Rücksäcke mehrerer Asylbewerber kontrollieren wollte. „Boom!“, schrie einer der Einwanderer beim Öffnen der Tasche. Seine Freunde lachten. Glücklicherweise befand sich in dem Rucksack keine Bombe. Dafür aber reichlich Hochprozentiges. „Und die vertragen den Alkohol einfach nicht“, sagte der Sicherheitsmann. „Die werden schnell betrunken und dann wollen sie sich wehtun, weil sie gegen die Gebote ihrer Religion verstoßen haben.“

Ich lese jeden Tag Dutzende Polizeimeldungen. Vor allem am Wochenanfang sammeln sich Berichte über sexuelle Belästigungen u.ä. an. Häufig gibt es jedoch keinen Polizeibericht, weil keine Anzeige erstattet oder der Vorfall erst gar nicht gemeldet wird. Zwar hat sich das Verhalten von belästigten Mädchen und jungen Frauen seit der Kölner Silvesternacht verändert, was die Öffentlichkeit von derartigen Vorfällen mitkriegt, ist leider nur die Spitze des Eisbergs.