Wenn Journalisten Leute sind, die ein Leben lang darüber nachdenken, welchen Beruf sie eigentlich verfehlt haben, wie weiland Mark Twain höhnte, dann sind Star-Journalisten Leute, die glauben, gerade das sei der einzig wahre Beruf. Ein solcher Star-Journalist ist Armin Wolf. Der Tiroler ist stellvertretender Chefredakteur des zwangsfinanzierten ORF. Dort beglückt er die Österreicher unter anderem mit der Moderation der Nachrichtensendung „ZIB2“.
Der Digitalchef der Süddeutschen Zeitung, Stefan Plöchinger, machte am Freitag auf einen Vortrag von Wolf aufmerksam. Er lobte diesen als „sehr richtig, sehr wichtig“. Das vorgegebene Thema auf dem „Mediengipfel“ bei den 30. Münchner Medientagen lautete „Welche Medien wollen wir morgen in unserem Leben?“.
Diesen Text von @ArminWolf sollte man lesen. Sehr richtig, sehr wichtig. #SocialMediaKultur https://t.co/6ViY7ePSj1
— Stefan Ottlitz (@hierprivat) October 27, 2016
Eine gute Frage. Die Medienlandschaft hat sich in den vergangenen Jahren drastisch gewandelt. Nicht nur das Nutzungsverhalten der Leser und Zuschauer änderte sich, sondern auch das Angebot. Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran. Bislang geglaubte Wissensmonopole gehen unter in einer Vielzahl von Fachblogs, YouTube-Kanälen, Online-Magazinen, et cetera.
Star-Journalist Wolf wählte ein schlaues Thema für den Einstieg seiner Rede: Trump. Nicht einmal Putin oder Erdogan sind in den deutschen Redaktionsstuben verhaßter als der republikanische Präsidentschaftskandidat. Nach dem obligatorischen Trump-Wähler-Bashing holte der ORF-Mann zum Schlag gegen neue, alternative oder schlicht andere Medien aus.
„Aus ihren Facebook- und Twitter-Feeds und aus einer unübersehbaren Vielzahl von Blogs und Websites, die oft aussehen wie das, was wir herkömmlich unter Medien verstehen, die aber doch etwas völlig anderes sind“, spottete Wolf, um kurz darauf das Gegenteil zu sagen: „Heute ist Pressefreiheit die Freiheit von über drei Milliarden Menschen mit Online-Zugang, ihre Meinung ins Netz zu stellen.“
Nur „E-Journalismus“ ist Journalismus
Obgleich es weniger Einstiegsbarrieren in den Journalismus gibt als vor der digitalen Revolution, ist für den Österreicher nicht jeder ein Journalist, schon gar kein guter. Dem „U- und K-Journalismus“ (Unterhaltungs-, Kommerz- und Kampagnenjournalismus) stellt er — den von ihm präferierten und einzig richtigen — „E-Journalismus“ gegenüber.
Was heißt E-Journalismus, zu dem sich Wolf bekennt? „Die zentrale Aufgabe von E-Journalismus ist es eben nicht, Menschen zu unterhalten, abzulenken oder aufzuhetzen – sondern sie aufzuklären. E-Journalismus möchte seinem Publikum helfen, qualifizierter am demokratischen Diskurs teilzunehmen, so hat es die BBC mal für sich definiert“, so der Tiroler.
Klingt erst einmal gut. Doch für Wolf tun das eher weniger, mittlerweile unbeliebter gewordene Medien. Das wären zum einen die U-Medien, zu denen er Magazine und Hefte zählt, die sich am freien Markt behaupten müssen und, wie er meint, „florieren“. Zum anderen seien dies die noch viel schlimmeren Kampagnenmedien. Die verfolgten nämlich eine „politische Agenda“: Fox News, Breitbart, Infowars, „Kopp-Verlag“, Unzensuriert.
Leserbeschimpfung — mal wieder
Diese Medien würden sich großer Beliebtheit erfreuen, weil sie gerade das nicht täten, was der E-Journalismus tue: „Der fordert sein Publikum heraus, konfrontiert es mit anderen Ansichten, unterschiedlichen Standpunkten, mit Argumenten und Widerspruch, mit Kontext und Komplexität und mit Themen, nach denen man nicht unbedingt sucht, weil man noch gar nicht weiß, daß einen das interessieren könnte.“
Indirekte Leserbeschimpfung — mal wieder. Wer sich mit den Informationen, die ihm E-Journalisten bieten, nicht zufrieden gibt und im Internet weiter recherchiert, ist doof. Selbstverständlich gibt es unter der Vielzahl an Blogs und Meinungsseiten auch spinnerte. Aber das muß eine Demokratie aushalten. Die von Wolf kritisierten Journalismen sind eine Bereicherung für die Medienlandschaft.
Presserat mißbilligt Nennung von Täterherkunft
Der erklärende Journalist sollte sich einmal fragen, warum sogenannte „alternative“ Medien oder nicht-linke Zeitungen Konjunktur haben. Ein Beispiel: Der Presserat hat vor kurzem der Jungen Freiheit (JF) eine Mißbilligung ausgesprochen. Warum? Weil sie die Nationalität eines polizeibekannten Asylbewerbers in Wien nannte.
Überdies störte sich der Presserat daran, daß das Blatt eine Krankheit des Afghanen erwähnte, „deren Behandlung den österreichischen Steuerzahler eine nicht unbedeutende Summe kostet“. Unter anderem weil die JF die Herkunft von mutmaßlichen und tatsächlichen Straftätern nennt und sich dem politisch korrekten Meinungsdiktat nicht unterwirft, ist ihre Auflage entgegen des Branchentrends seit Jahren steigend.
Zeitungskrise? Nicht für uns!
IVW-Zahlen verkaufte Auflage im Vorjahresvergleich 3. Quartal 2016 #ivw pic.twitter.com/9d9DO5QXR2— Dieter Stein (@Dieter_Stein) October 20, 2016
Ein Gegenbeispiel: Die ZDF-Nachrichtensendung „heute+“ hat am Donnerstag seine Nicht-Berichterstattung im Fall eines ermordeten Hamburgers verteidigt, nachdem es einen Shitstorm über sich ergehen hat lassen müssen, weil die Tat keine Erwähnung in dem Nachrichtenmagazin fand. Der Alster-Mord hatte deutschlandweit für Schlagzeilen gesorgt. Am vorvergangenen Sonntag war dort ein 16jähriger hinterrücks und ohne Anlaß von einem Unbekannten erstochen worden. Seine 15 Jahre alte Freundin war vom Täter in den Fluß gestoßen worden. Die Polizei fahndet seither nach einem 23 bis 25 Jahre alten Mann mit „südländischer Erscheinung“.
Gerade dieses Merkmal lese ich täglich, wenn ich die Polizeimeldungen durchsehe. Vom kleinsten Dorf bis in die Metropole: überall häufen sich Vorfälle mit Tätern „südländischer Erscheinung“, die es in dem Ausmaß vor fünf Jahren noch nicht gab. Für die Redakteure von „heute+“ hat das nach eigenen Angaben keine gesamtgesellschaftliche Dimension, ist also nicht berichtenswert. „Es ist für uns nicht das entscheidende Kriterium, welchen ethnischen Hintergrund ein Täter hat“, sagte der stellvertretende ZDF-Chefredakteur Elmar Theveßen.
Giovannis Einsicht
Eine positive Wendung nahm dagegen der Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo. Anfang Juli dieses Jahres kritisierte er die einhellige „Welcome refugees“-Stimmung der meisten Medien. „Das haben uns die Leute übel genommen.“ Auch seine Zeitung habe mit einer Ausgabe im August 2015 Fehler gemacht.
Die undifferenzierte Solidarisierung der vierten Gewalt mit der politischen Willkommenskultur habe das Vertrauen der Leser verspielt. „Da fand das Vorurteil Bestätigung, dass wir mit der Macht, mit den Eliten unter einer Decke stecken und das, was uns verordnet wird, mit unterstützen.“ Letzteres treffe zwar nicht zu, „aber den Eindruck konnte man durch die Berichterstattung durchaus gewinnen“. Lorenzos Position mündete in einen anhaltenden Streit mit seinem Vize Bernd Ulrich.
Lesern den richtigen Journalismus aufzwingen
Wolf kommt schließlich zu dem Schluß, die sozialen Medien mit E-Journalismus zu fluten. „Letztlich idealerweise in Formen, Formaten und auf Plattformen, bei denen sie auch noch dafür bezahlen. Aber letztlich ist der beste Journalismus der Welt sinnlos und wertlos, wenn er kein Publikum erreicht. Und wenn das Publikum nicht mehr zu uns kommt, müssen eben wir zum Publikum gehen. Auch wenn‘s weh tut.“
Na dann, viel Spaß. Notfalls funktioniert die Vermittlung von Propag… äh einordnendem Wissen auch durch Zwang, hatten wir in Österreich und Deutschland ja schon öfter.
PS: Wolf, der gerne kritisiert, ist sehr zimperlich wenn er selbst in den Fokus der Kritik gerät. „Die Headline könnte allerdings auch von 1961 sein. #Feuernacht“, hatte er im November 2015 auf Twitter geschrieben. Darunter ein Link zu einem Artikel, wo es um die Aufdeckung eines internationalen Terrornetzwerks in Südtirol geht. Wolf spielte auf die sogenannte „Feuernacht“ vom 11. Auf den 12. Juni 1961 an, in der 37 Strommasten in Südtirol gesprengt wurden.
Der ORF-Journalist verglich islamistische Terrornetzwerke mit den Südtiroler Freiheitskämpfern der 50er und 60er Jahre. Der Vergleich hinkte nicht nur auf beiden Beinen, er verharmloste auch die von radikalen Moslems begangenen Terroranschläge und verhöhnte deren Opfer. Denn die Freiheitskämpfer in Tirol legten stets großen Wert darauf, Menschenleben zu verschonen.
Nachdem ich dies in einem Kommentar auf dem Südtiroler Online-Portal Unsertirol24 formuliert hatte, machte Wolf den Beitrag schlecht und blockierte mich auf Twitter.
Um eines klarzustellen: Die JF kann sich sicher nicht über steigende Zahlen freuen, weil sie sich „politisch unkorrekt“ gibt, nein. Die JF, aber auch andere „Alternativmedien“ die von Wolf kritisiert werden, bietet vielen Menschen genau das an, was sie hören wollen. Fakten (z.b. offizielle Statistiken) werden ignoriert und es wird eine Blase konstruiert, in der man sich die Realität auf Kosten der immer gleichen Sündenböcke (die bösen, bösen Flüchtlinge, die böse, böse Regierung, die bösen, bösen Feministinnen usw.) ziemlich leicht erträglich macht. Das ist gefährlich. Denn durch diese Kultur der gefühlten Wahrheiten, Ihrem ganzen Lügenpresse-Getue, und rechtsmotivierte Berichterstattung, die im Grunde nur Menschen ausgrenzen und diffamieren will um sich selber zu profilieren (Ihren „Blog“ zähle ich hierbei dazu, Herr Steinwandter), vergiftet unser gesellschaftliches Klima und versucht uns zu spalten.
P.S. Eine Gruppe die sich gegen den Staat gewaltsam auflehnt, durch Gewalt auf sich aufmerksam machen will und bei ihren Anschlägen (wenn auch ungewollt) Menschen tötet nennt man: Terroristen. Deren Opfer verhöhnen Sie, Herr Steinwandter, mit Ihrer Begeisterung für Südtiroler Bombenleger somit wohl auch nicht, oder? Auch wenn es sich um Amplatz und Co. handelt und Sie sich in ihrem ach so heiligen Tiroler Patriotismus verletzt sehen – Es sind Terroristen, schon allein per Definition.
Laut Ihrer Theorie (Balse etc.) hätte das Wachstum der JF erst mit der Asylkrise eingesetzt. Dem ist nicht so. Es begann viel früher. Sie können sich eines merken: Die JF muß besonders darauf achten, Fakten korrekt zu berichten. Die Konkurrenz wartet nur darauf, Fehler in der JF zu finden und sagen zu können: Seht her, diese Hetzer, nur Meinung statt Fakten.
Meines Erachtens nach verhält es sich umgekehrt und Neu-Abonnenten berichten es uns wöchentlich: Gerade die führenden Medien konstruierten Blasen, berichteten tendenziös und blendeten vieles aus. Deshalb wächst die JF. Sie sollten übrigens differenzieren, wie sie es ja zurecht von jedem Medium verlangen: Die JF ist einzigartig und nicht vergleichbar mit irgend welchen Verschwörungsblogs oder, wie sie es nennen, „Alternativmedien“. Die Fakten sprechen indes gegen Sie, wie Köln, Polizei- bzw. Gefängnisstatistiken oder eben die JF-Auflagenzahlen beweisen.
Meine Seite ist dazu da, das schreiben zu können, was in eine Zeitung nicht hineingehört. Ein Blog eben. Menschen ausgrenzen tun übrigens zuvorderst die, die von „Dunkeldeutschland“ und „Helldeutschland“ sprechen.
„Kinderehe“
„Rot-rot-grüne Erziehungsdiktatur“
„Ein Drittel mehr Straftaten“ (im Artikel geht’s um illeg. Einwanderer u. ausländ. Taschendiebe)
„Steuergeld für Ausländerextremismus?“
„Rot-Rot-Grün plant eigene Wohnungen für Asylsuchende“
Das sind die ersten fünf Artikel auf der Homepage jener „Jungen Freiheit“ – die Sie in Ihrem Posting ernsthaft als Gegenmodell anpreisen zu konstruierten Blasen führender Medien und deren tendenziöser Berichterstattung, die vieles ausblende.
Viel Spaß noch in ihrer jungen freien, obgleich etwas engen Welt.
Wenn Sie die Realität als Blase bezeichnen… dürfen Sie natürlich. Im Gegensatz zu Wolf schreibe ich niemandem vor, was er zu lesen hat.
Danke, ebenso.
Herr Manninger, Sie und Ihresgleichen wollen das Volk am Boden, gegeisselt und geknechtet sehen. Vor allem dieses deutschsprechende, blauäugig, blonde Volk. Dass genau diesem Volk wegen Jahrhunderten auch ein Stolz und eine Würde (von Ehre darf man ja nicht mehr reden)zusteht kehren Sie und Ihresgleichen unter den Teppich. Alle anderen die dürfen das, aber doch nicht dieses, der Vernichtung vorgesehene Volk. Die leistungsstärkste und energieschonendste Industrie, die sichersten Autos, die sichersten AKW’s, die bekannteste Chemie, der beste Maschinenbau, das alles muss weichen, weil Sie und Ihresgleichen nur eines kennen: „Deutschland muss verrecken!“ Aber todgeweihte stehen leider immer wieder auf. Und wenn wir eines aus der Bibel lernen sollten, so ist das, dass Jesus auferstanden ist von den Toten. Das Herr Manninger schreiben Sie sich hinter die Ohren. Dieses Volk wird es noch lange geben, auch wenn es sie schon lange nicht mehr gibt. Gott sei Dank.
Was wählen Sie? NPD? Sie sind Nazi*. Schreiben Sie sich das hinter die Ohren. (Anm. ls: Beleidigungen dulde ich auf meiner Seite nicht. Habe daher ein Wort gelöscht.)
„P.S. Eine Gruppe die sich gegen den Staat gewaltsam auflehnt, durch Gewalt auf sich aufmerksam machen will und bei ihren Anschlägen (wenn auch ungewollt) Menschen tötet nennt man: Terroristen.“
Da hätte ich als Südtiroler eine Frage Herrn Manninger: Auf Basis dieser Definition würden Sie also die Attentäter des 20.Juli also ebenfalls als Terroristen bezeichnen, oder? Schließlich starben bei dem Bombenanschlag in der Wolfschanze 4 Personen. Das Attentat war dabei gegen ein demokratisch gewähltes Staatsoberhaupt gerichtet und somit ein direkter Angriff auf die Staatsgewalt. Die Gruppe um Stauffenberg entspricht also genau ihrer Definition, da sie „sich gegen den Staat gewaltsam auflehnt“ und „bei ihren Anschlägen (wenn auch ungewollt) Menschen tötet“. Ergo, Stauffenberg, Treschkow und Mitverschwörer sollten nach ihrer Definition als Terroristen bezeichnet werden. Für eine kurze Bestätigung wäre ich sehr dankbar!