Veröffentlicht in Junge Freiheit 14/16 und online

Ein Mädchen kurvt langsam auf dem schmalen Trampelpfad in Richtung Wagenburg. Abgesehen von einzelnen Autofahrern ist zur Mittagszeit weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Die Heranwachsende, nicht älter als 15, steigt vom Zweirad. Sie wolle auf dem Gelände der Wagenburg „Radikal Queerer Wagenplatz Kanal“ Freunde besuchen, erzählt die Jugendliche. „Warum?“ fragt sie sofort hinterher.

Bei der Bauwagensiedlung in der Kiefholzstraße 74 in Neukölln handelt es sich nach eigenen Angaben um ein „Projekt aus queeren, mehrheitlich geflüchteten Menschen, Migrant_innen, Schwarzen Menschen, PoC (People of Colour, Anm. JF) und Rrom_nja (Zigeuner, Anm. JF), mit unterschiedlichen politischen und sozialen Hintergründen“.

Kein Einlaß

Die Freunde lassen auf sich warten. Schließlich erscheinen drei junge Ausländerinnen und ein kleinwüchsiger, blasser Mann mit türkisfarbenen Haaren an einem der beiden Eingangstore. Das gesamte Gelände ist mit Maschendrahtzaun abgegrenzt. Dunkle Planen verhindern neugierige Blicke. Ohne Anmeldung sei es nicht möglich, aufs Gelände zu kommen, betont der Mann.

„Sie können Ihre Karte an den Zaun hängen und wir rufen an. Wir haben einen eigenen Pressemenschen.“ Eines der Mädchen verhindert weitere Nachfragen: „There is no way, you get any answers at this point.“ Die Jugendliche mit dem Fahrrad erhält Einlaß. Das Tor wird nur so weit geöffnet, daß sie gerade so durchpaßt. Kaum betritt sie das Gelände, verschließt der junge Mann die Gittertür mit einem robusten Fahrradschloß. „Tschüß.“

„Rassistischer Mietvertrag“ abgelehnt

Hinter Zaun und Gitter leben 20 Menschen auf 8.000 Quadratmetern. Laut Informationen des Tagesspiegel für den Spottpreis von 800 bis 1.000 Euro im Monat. Unzählige Gartenlauben umringen die Wagenburg von Süden, Westen und Norden her. Auf der anderen Seite der Kiefholzstraße ebenfalls: Gärten. Weil sich die Bewohner weigern, das Gelände für 500 Asylbewerber zu räumen, geriet das Projekt jetzt in die Schlagzeilen. Der Berliner Senat will das Areal neben rund 70 weiteren Flächen zur Unterbringung von Asylsuchenden verwenden. Die Wagenburgler wollen davon nichts wissen. Zum einen hätten sie sich das Gelände „mühsam“ erkämpft.

Zum anderen lehnen sie „staatlich organisierte Massenverwaltung“ ab und bemühten sich um die Schaffung „selbstverwalteter Räume“. Es gehe nicht um die Asylbewerber, sondern darum, daß „der selbst organisierte Charakter des Platzes verlorengehen würde“, moniert… Weiterlesen >>